Ein_Blick ins Reich des Bösen
- belfiorezimmermann
- 1. Sept. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Rund 160km vor St. Petersburg (…) endet meine Fahrt in Richtung Osten am „Eisernen Vorhang“ zwischen Estland und Russland… ich war noch nie so nahe an Putins Land…
Bin bislang über acht verschiedene Landesgrenzen gefahren und ausser der Kontrolle bei der Einreise in Estland habe ich jeweils ausser den obligaten Tafeln zur StVo keine weiteren länderspezifischen Eigenheiten/Regeln o.ä. gesehen… deshalb hat mich der Besuch an der Landesgrenze von Estland zu Russland schon erschüttert. Bilder aus irgendwelchen (Agenten-) Filmen oder auch Nachrichten zu Austausch von Gefangenen etc. sind bei mir hoch gekommen…
Zu sehen ist hier die vergitterte (..) Brücke über den Grenzfluss Narva - Übergang von Narva (ES) nach Iwanogorod (RUS)… zudem habe ich da sehr lange (Fussgänger-)Warte-kolonnen bei der Ein-/Ausreise ausgemacht … es herrscht hier effektiv eine merkwürdige Stimmung… das graue Regenwetter passt jedenfalls perfekt zur düsteren Szenerie…

Die Festungen auf beiden Seiten des Grenzflusses Narva sprechen Bände, über das was hier in den letzten Jahrhunderten los war… etwas Geschichtswissen über das Baltikum gibt es hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Baltikum



... wir sind bereit, gleich schiessen wir zurück...
Ich verschwinde von hier so schnell wie möglich und lasse die finsteren Gedanken hinter mir…
Nächster Halt am Peipussee, dieser liegt im Grenzgebit von Estland zu Russland. Ein riesiger See (143km lang und 50km breit ) – flächenmässig etwa sieben Mal so gross wie der Bodensee… Tiefseetauchen findet in diesem See allerdings nicht statt…. Rus-U-Boote werden darin wohl auch nicht unterwegs sein, denn er ist max. 15m tief 😊 Im Winter ist der See zugefroren und man könnte dann rüber nach Russland spazieren…


TARTU
Meine letzte „Station“ in Estland: die zweitgrösste Stadt des Landes „Tartu“ - hier habe ich ein Deja-vu… Tartu ist europäische Kulturhauptstadt 2024!!!


Auch hier ist dieser „Vibe“ – ähnlich wie in Tallinn – zu spüren. Aufbruchstimmung in ein neues (von Sowjets unabhängiges) Zeitalter – trotzdem werden noch historische Zeitzeugen aus den diversen Abschnitten als Estland (kurz) unabhängig oder eigenständig war erhalten. Nach der bleiernen Zeit durch die sowjetische Unterdrückung, die die Zerstörung vieler Kulturgüter mit sich brachte, wird jetzt vieles wieder auf Vordermann gebracht.
Ich reise weiter nach Lettland – ah, da war ich ja bereits einmal… aber diesmal nicht der Ostsee entlang – sondern jetzt „schleiche“ ich unbemerkt entlang dem Eisernen Vorhang… zumindest mir präsentiert sich die Gegend so… es gibt hier eine Region Borderland und das sieht dann so aus…. Ohne weiteren Kommentar…


Ich stelle einen erheblichen Unterschied zu Estland fest. Lettland ist im Osten bekanntlich stark geprägt durch russische Ethnien – rund 50% der Letten hier im Osten sind ethn. Russen… ich möchte eigentlich nicht behaupten, dass dies der Grund für die deutlich ärmer erscheinenden Dörfer etc. sind – aaaber trotzdem... ich vermute mal, dass hier auch deutlich weniger EU-Geld hinfliesst… was mich allerdings erstaunen lässt, die (Haupt-) Verkehrsverbindungen – also Strassen sind hier sehr gut ausgebaut und das hat mir zu denken gegeben… hilft das eventuell den Leuten hier abzuhauen oder war es gedacht möglichst schnell aus/nach ....... zu kommen? Die top ausgebauten Strassen führen nämlich alle nach Osten…. Rate wohin!!
Ich höre auf zu spekulieren, denn ich weiss es schlicht nicht - es fehlen mir die Fakten dazu.
Was hier im Osten von ES und LV auch unterschiedlich rüberkommt ist die Landschaft durch die ich fahre. Im Westen- entlang der Ostsee - war die Landschaft einfach nur eben und geprägt durch entweder unendlich flache Felder oder unendlich Wälder, die nur durch die Strasse durchschnitten wurden. Im Osten ist die Landschaft mit sanften Hügeln und Seenlandschaften um einiges abwechslungsreicher und es macht definitiv mehr Spass hier zu reisen!
Nebenschauplatz: den absoluten Tiefpunkt in Bezug auf Campingplatz (CP) habe ich kurz nach dem Grenzübertritt nach Lettland erlebt. Den CP habe ich mit zwei (..) weiteren Gästen geteilt, was an sich ja toll sein mag, da sehr viel Platz und super ruhig - aber die sanitären Einrichtungen: allerunterste Schublade und das Wasser aus dem Hahnen war wohl direkt aus dem Kreislauf mit dem Abwasser... für gar nichts zu gebrauchen… ah, doch Toilettenspülung… hier ist dann für mich Schluss mit lustig…
Die nächsten zwei CP´s waren dann doch wieder einigermassen passabel, so dass dieses Mal einer Dusche nichts im Weg stand.
Zurück auf die Strasse: Zweitgrösste Stadt Lettlands Daugavpils zu Deutsch Dünaburg (ja ja, die waren auch x-mal hier im Laufe der Geschichte – s. Wikipedia_Link weiter oben) hat eine sehr interessante Zitadelle, die zum grössten Teil trotz der Kriegen und Wirren intakt geblieben ist – ein längeres Video dazu habe ich auf das Foto-/Video-Archiv hoch geladen. Auch sonst hat die Stadt ein paar ganz interessante historische Stätten zu bieten… z.B. ein ehemaliges KGB-Gebäude(..):

und weitere Eindrücke aus Daugavpils (im Osten Lettlands):





... und nun weiter nach Litauen ... mehr darüber im nächsten Blog ...



Wieder Danke für Deinen tollen Beitrag.
Wir lesen ihn mit viel Vergnügen.
Allerdings mit Blick auf den verrückten Nachbar der baltischen Staaten bleibt einem das Lachen im Halz stecken.
LG Martina und Ralf 😘