Tanz der Vampire oder tanzen die Bären?
- belfiorezimmermann
- 18. Sept. 2024
- 5 Min. Lesezeit
Worauf deutet diese Überschrift? Lassen wir es für eine Weile noch offen…


Aber jetzt zuerst mal da weiter wo der letzte Bericht geendet hat…
Mann ist das schon lange her – es ist einiges passiert bzw. der Toyota musste gaaanz viiiiele km abspulen… und er läuft immer noch ganz toll und dröhnt mir täglich mit röhrendem Dieselmotor-Sound die Ohren voll… zum Glück hatte ich vor der Tour schon (m)einen Tinnitus – sonst wäre noch der Toyota schuld daran… 😉
Wo bin ich stehen geblieben bei der Berichterstattung? Ah ja – der gefährlichste Ort der Welt… hahahaha… es gibt wohl kaum einen öderen Ort als die (östlichste?) Passage der Suwalki Linie – es gibt da nicht einmal ein Kaff… nur der öde Grenzübergang von Littauen nach Polen rüber… Logo es ist ja nicht der gefährlichste Ort der Welt, weil da finstere Banditen auf grenzüberschreitende, „reiche“ Touris warten – sondern weil ein ganz fieser Bandit, der in einem Palast weiter im Osten residiert, auf seine Chance wartet…


Den Osten von Polen – entlang der Grenze zu Belarus und Ukraine - habe ich für Landcruiser-Verhältnisse ziemlich zackig absolviert… eigenlich nur für Essen, Kaffeepausen, Übernachtungen angehalten, da ich mit dem Schneckenhaus nicht durchfahren kann bzw. will – es macht keinen Sinn, bin ja schliesslich am Cruisen – nicht am Rasen. Die polnische Hauptstadt ausgelassen und auch grössere Städte am Weg einfach mal ignoriert – ausser Lublin, da habe ich Halt gemacht und mir die Stadt angeschaut - hat sich ja auch gelohnt! Lublin ist eine schöne, gut erhaltene Stadt mit einem mittelalterlichen Stadtkern und Charme.




In der sich an Polen anschliessenden Slowakei ganz im Osten davon habe ich nur die Dienstleistung eines CP in Anspruch genommen. Hatte keinen Bock auf einen Treff mit Robert Fico und Co. – also schnell durch…
Dann Ungarn auf dem allerkürzesten Weg im alleröstlichsten Teil des Landes ohne Halt durchquert – es gibt da bei mir ein Hungarian-Trauma… wer mich näher kennt, weiss mehr darüber…
Endlich angekommen - tiefes Aufatmen in Rumänien!
Nach soviel "Raserei" ist der Toyota "total heissgelaufen" und schaut seither so aus:

Der erste grössere Ort nach Überfahren der Landesgrenze in Rumänien ist Satu Mare. Ein eigentlich ziemlich hässlicher Ort. Was mich hier allerdings positiv stimmt ist, dass die Menschen sehr hilfsbereit und freundlich sind. Ich fahre weiter nach Cluj-Napoca und dann in Richtung Siebenbürgen, welches das eigentliche Ziel meiner Fahrerei in Rumänien ist…
N.B. zur Fahrerei in Rumänien eine Zwischenbemerkung: die Rumänen sind absolut disziplinlose Strassenbenutzer… Vorschriften, wie Überholverbot, Parkverbot und Geschwindigkeitsangaben etc. scheinen nur für mich zu gelten… ich werde innerorts bei korrekten 50km/h in jeder Situation überholt - auch von LKW´s und Bussen – es fehlten nur noch die Pferdekarren, die auch zum Überholen ansetzen…Passend dazu: habe auf der ganzen Tour bis hier in Rumänien keine Verkehrsunfälle gesehen – in Rumänien jedoch diverse… das sagt doch eigentlich alles aus! Also weiter und immer schön defensiv fahren – nur der „Sound“ meiner „Maschine“ ist halt deutlich offensiv 😊
Unterwegs dann noch kurzer Abstecher nach Sighisoara – hier steht das Geburtshaus vom Fürsten der Finsternis Vlad Dracul, der Dritte…




Nach erholsamer Übernachtung im Dorf Carta am Fusse der Karpaten geht es nun tief hinein in die Karpaten. Ich befahre die wohl berühmteste Karpatenstrasse den Transfagarasan mit einer Passhöhe von 2042müM. Kurven bis zum trümmlig werden – aber ein fantastisches Panorama… wäre der Strassenbelag nicht in so einem lausigen Zustand, ich käme mir vor wie auf einem unserer Alpenpässe...


Der vielen Kurven wegen durchaus mit dem Passo Stelvio vergleichbar… was es aber am Stelvio sicher nicht gibt, sind die Kerle hier:


... der hier steht schon fast auf meiner Motorhaube ...
Transfagarasan --> und jetzt willkommen im Herzen von Transilvanien…
Bei der Ansicht von Schloss Bran (s. ganz oben) - dem damaligen Wohnsitz von Graf Vlad Dracul III. (1431-1476) kommt mir die Horrorkomödie „Tanz der Vampire“ von Roman Polanski aus den 1960-er/1970-er Jahren in den Sinn, diesen (Horror-)Streifen musste man zu dieser Zeit einfach im Kino gesehen haben... und jetzt? Tja, bin jetzt einigermassen enttäuscht über die Darstellung des Schlosses in Siebenbürgen im Polanski-Film… das Schloss vom Grafen Vlad Dracul III. ist viel eindrücklicher als es Polanski in seinem Film darstellt - so zumindest meine Erinnerungen an den Film von damals.


Die Gruselgeschichten und der schlechte Ruf von Vlad bewegen heute Massen von Touristen nach Bran, das Geschäft mit den dämlichsten Souvenirs brummt - mir reichts, ich verschwinde so schnell als möglich von hier… natürlich nehme ich noch die Gebrauchsanleitung zur Abwehr von Vampiren mit!


Mehr zu Vlad Dracul, dem III. hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Vlad_III._Dr%C4%83culea
Mein nächstes Ziel ist Brasov, der Hauptort von Siebenbürgen. Eine grössere Stadt mit vielen interessanten Sehenswürdigkeiten – aber leider hat das schlechte Wetter ab jetzt die Oberhand und ich habe wenig Lust auf Sightseeing bei Regenwetter – also treibe ich mich vor allem in Kirchen (..) und Kaffeehäusern rum…Brasov ist auch wieder ein Wendepunkt auf meiner Reise: ab jetzt ist nämlich Heimreise in Richtung Nord-West angesagt!




Habe mir noch den einen oder anderen „Hotspot“ unterwegs in Rumänien ausgesucht, welche ich anfahren möchte – allerdings ergeben sich eher kurze Intermezzos wegen des immer schlechter werdenden Wetters.
Sibiu oder Hermannstadt – eine Deutsche Stadt mitten in Rumänien? Wer sich etwas mit Geschichte befasst hat, weiss dass in Rumänien vor dem 2.WK eine grosse Gemeinschaft von Rumäniendeutschen - ca. 800´000 Menschen – gelebt hat. Wie das entstanden ist und wie es sich dann entwickelt hat, das kann hier nachgelesen werden: https://de.wikipedia.org/wiki/Rum%C3%A4niendeutsche
Anhand der Häuser und des Stadtbildes der Altstadt könnte man sich tatsächlich in Deutschland wähnen - schön erhalten und toll gepflegt!


Meine letzte Station in Rumänien ist Timisoara im Westen von Rumänien – ein durchaus interessanter Ort… hat sich mir aber nicht so ganz erschlossen… lag wohl auch am stürmischen Dauerpisswetter…


Fazit zum Titel dieses Blog-Beitrages: die Vampire wurden erfolgreich ausgerottet, indem deren Herzen mit spitzen Holzpflöcken durchstossen wurden - die Bären leben in grosser Zahl (rund 8´000 Stück) in den Karpaten weiter und warten an der Passstrasse auf Futter von dummen Touristen... so geht das!
Hier kann ich vorab noch verraten, dass ich auf direktestem Weg und praktisch „haltlos“ durch Serbien gekarrt bin. Hatte nach der Zollkontrolle durch die serbischen Zöllner keinen Bock mehr auf weitere Erfahrungen mit irgendwelchen komischen Serben (siehe z.B. Präsident Aleksander Vucic)!
Etwas das bei mir auch „hängen“ geblieben ist: Swisscom hat mich in Serbien „hängen“ lassen und ich hatte dort keinen Zugriff aufs Internet (kein Datenroaming, da Serbien kein EU-Land), was dann prompt dazu geführt hat, dass ich irgendwann ohne Google-Maps-Navi rumnavigieren musste und mich prompt verfahren habe ☹... Irgendwie habe ich es dann doch noch vor der grossen Welle über die Donau rüber nach Kroatien geschafft – ufff….
... und hier geht es dann im nächsten Bericht weiter 😉



herrlicher und interessanter Bericht, vielen Dank. Geht es nun weiter, wohin? glg edi
Wie immer spannend, informativ und mit einer persönlichen Note geschrieben.
Danke und Gruss
Andreas Krummenacher